Dr. Walter Bauer, Landesgeologe
„Die Ursache für die Rutschungen waren die Niederschläge im Herbst/Winter 1998. Das Problem bei Hangbewegungen ist, dass sie nicht konstant verlaufen. Das kann an der Beschaffung des Bodens liegen oder auch reiner Zufall sein. Ich konnte mit freiem Auge miterleben, wie es Bäume und Wurzeln zerreißt und die Absetzungen in Wegen immer grösser wurden. Es stellte sich die Frage von Evakuierungen – die Situation wurde kritisch. Wir mussten schnell handeln. Es war beeindruckend, wie weit Häuser und Bäume verschoben wurden.“
Waltraud Dorner, Eigentümerin Alpenrose
„Als das Rutschen auch bei uns begann, sind zwischen uns und der Kapelle dann stehende Bäume vorbeigewandert. Wir mussten das Haus dann kurzfristig verlassen. Bei der Kapelle kam dann ein riesiger Fels zum Vorschein – man hat andauernd Geräusche von arbeitendem Material gehört. In einer Krisensitzung entschied man sich für die Rettung der Alpenrose. 8 Wochen, jeden Tag wurde gebaggert. Die Alpenrose ist 6,30 m gewandert und steht jetzt auch 24–38 cm schief. An einen Erfolg hat damals wahrscheinlich fast niemand geglaubt.“
Erwin und Annelies Kolb
„Wir haben bereits nach 2–3 Tagen gemerkt, dass etwas nicht stimmt und stellten erste Hügel fest. Das Ausmaß konnten wir uns aber noch nicht vorstellen. Unser Haus hat es zerrissen. Es rutschte jeden Tag um 60 cm Richtung Tal. Insgesamt wanderte das Gebäude über 30 m. Seit 1999 sind die Leute viel aufmerksamer und auch ängstlicher geworden. Aber es ist ganz wichtig, dass der Rindberg bevölkert bleibt. Man merkt die Folgen der Rutschung immer noch, aber die Bewirtschaftung nimmt von Jahr zu Jahr zu und der Ertrag wird jedes Jahr größer.“
DI Andreas Reiterer, Wildbach und Lawinenverbauung, Skt. Vlbg.
„Unsere Aufgabe ist es, Hilfestellungen bei Problemen mit Wildbächen und Lawinen zu leisten. Am Rindberg war schnell klar, dass bei einer Rutschung dieser Grösse das einzige mögliche, das Abführen des Wassers und des geologischen Untergrunds über das Rutschgebiet war, was sich als sehr schwierig erwies. Risse konnte man nicht sehen, da Bäume ihre Wurzeln über den Boden gestreckt haben. Es waren ca. 1,8 km2 in Bewegung, da konnte man damals nicht mehr viel tun. Heute wurde eine Gerinnestabilisierung bewerkstelligt und eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung am Rindberg ermöglicht.“
Konrad Stadelmann, Obmann Verein „Bewegte Natur Sibratsgfäll“
„Am Anfang wusste man nicht genau, was eigentlich los war. Von Tag zu Tag hat sich die Lage verändert und ein Gremium hat ständig neu entschieden, was als nächstes zu tun war. Die Leistungen der Einsatzkräfte und der „Sibratsgfäller“ sind nicht hoch genug einzuschätzen, denn die Anforderungen waren enorm. Die Rutschung hat das ganze Dorf verändert, nicht nur die direkt betroffenen Bürger. Symbolhaft wurde die Rindberg Kapelle an einem neuen Standort auf einem schwimmenden Fundament mit Fenstern, Altar, Bänken und Glocke, die aus der alten Kapelle gerettet wurden, wieder aufgebaut. Im Notfall ist die neue Kapelle jetzt innerhalb von 2–3 Tagen abbaubar.“
Wasser nicht immer nur ein Segen, Schüler als Zeitzeugen
Mehrere Schüler aus Sibratsgfäll schildern, wie sie die Hangrutschung erlebt haben. Das gesamte PDF zum Download finden Sie im Servicebereich unter Informationen „Schüler als Zeitzeugen”.
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